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118. Alma schrieb am 18.9.2016:
Hallo Andreas,
ich habe seit Juni 2016 starke Knieschmerzen in beiden Knien, nachdem ich im Garten lange wie in einem Rausch oder getrieben in der Hocke gearbeitet habe, sind sie aufgetreten. Die Schmerzen treten jetzt nach dem Walken, Wandern oder längerem Gehen mit harten Schuhen auf und werden immer schlimmer, obwohl ich mich sonst gerne bewege, auch mit Wärmegefühl. Ich habe mich von April bis Juli jedes Wochenende um meinen Vater gekümmert, der schwer erkrankt war an Krebs und schließlich Anfang Juli verstarb. Ich meinte, dass ich diese Belastung gut verkraften konnte, habe mich aber in der Zeit sehr schlecht ernährt mit viel Fett, Fleisch und Alkohol und habe mich sehr wenig bewegt, saß hauptsächlich im Auto oder an seinem Krankenbett. Er war gelähmt durch eine Knochenmetastase. Die Gartenarbeit sollte ein Ersatz für die fehlende Bewegung sein, artete aber an jenem Tag in einen inneren Druck aus, möglichst viel zu schaffen.
Das Kümmern um meinen Vater tat mir gut, da ich mich schon länger im Beruf unterfordert fühle und sich alles wie festgefahren anfühlt. Meine aktuelle Stelle ist nicht wirklich schlimm, aber auch nicht erfüllend und meiner Ausbildung nicht richtig angemessen. Ich könnte mich mit meiner sehr guten Ausbildung selbstständig machen, habe aber Angst, dass ich dem nicht gewachsen wäre. So habe ich bei einer 100%igen Chance, die sich bereits geboten hatte, abgelehnt und den sicheren Weg gewählt.
Auch mit meiner Wohnung bin ich nicht zufrieden, aber möchte aus der aktuell günstigen Wohnung nicht weg, bevor ich nicht mehr verdiene. Dies wäre aber nur mit einer Änderung der Jobsituation möglich. Alle angefangenen Renovierungen in der alten Wohnung wurden zunächst vom "Schicksal" sabotiert. Zuerst wurde ich im Februar sehr krank mit Grippe und Fieber, dann wurde mein Vater im April krank.
Beim Thema Partnerschaft sieht es ähnlich aus. Ich finde niemand und habe schon überlegt, ob ich einfach wegziehen sollte in eine ganz andere Stadt. Im Urlaub habe ich tatsächlich jemand kennengelernt, der aber sehr weit weg wohnt. Auch an meinem früheren Heimatort, wo ich ja oft war wegen meines Vaters, habe ich jemand kennengelernt. Zugleich hänge ich immer noch irgendwie an einem früheren Partner.
Mein Leben aktuell scheint nicht vorwärts zu gehen. Es gibt viele Ängste, neuen Herausforderungen nicht gewachsen zu sein, da ich in den letzten Jahren viele Dinge zu bewältigen hatte, die sehr schwierig waren und in einer langen, manchmal frustrierenden Ausbildung steckte, die ich Ende 2013 abgeschlossen habe, die mich aber viel Selbstbewustsein und Selbstvetrauen gekostet hat. Oft war ich ganz unten. Seit gut zwei Jahren geht es mir gut, ich fühle mich stabil, bin stolz auf das Erreichte im Beruf und wie ich mich doch mit meinem Vater noch versöhnen konnte innerlich.
Der Tod meines Vaters war eigentlich auch ein Endpunkt, vielleicht auch Wendepunkt. Es war immer schwierig in meiner Familie, mein Vater und mein Bruder waren beide Alkoholiker. Nun sind alle verstorben: Mutter, Vater und Bruder. Ich bin zwar allein, aber auch frei von der Last ihrer Probleme.
Aber vielleicht verharre ich zu sehr in dieser Sicherheit? Vielleicht habe ich ja auch diese alten Ängste und Komplexe schon längst überwunden und alles in mir drängt nach vorne, während diese Ängste und Bedenken immer wieder auf die Bremse treten? Es ist, als ob ich der neu gewonnenen, inneren Sicherheit nicht traue durch die vielen negativen Erfahrungen. Und auch ein gewisses Maß an Bequemlichkeit und Faulheit haben sich eingeschlichen, Phlegma und wenig Inspiration oder Begeisterung.
Ich habe Probleme mit den Knien immer als ein Problem mit Demut verstanden oder mit zu viel Last im Leben. Aber mit diesen unterschiedlichen Impulsen kann ich sehr viel anfangen. Es ist, als ob meine Knie mich zu mehr Aufmerksamkeit drängen würden. Habe schon angefangen, meine Ernährung umzustellen.
Kannst Du mir noch einen Rat geben. Ich würde mich sehr darüber freuen! Danke für diese guten und hilfreichen Denkanstöße
Herzlicher Gruß von
Alma
119. Andreas schrieb am 19.9.2016:
Hallo,
es könnte sein, dass sich Familienproblem-Speicherungen in deinem Bauchbereich festgesetzt haben. Insofern ist zwar eine Ernährungsumstellung gut, die könnte aber unterstützt werden wenn du schaust, was da zb an verdrängter Wut noch im Bauch sitzt oder an anderen alten Gefühlen, oder gar fremdübernommenes, usw.
Besonders falls du übergewichtig bist, könnte dies dann indirekt auch ursächlich auf die Knie wirken, denn die Knie tun sich wohl schwer, diese Energien zu tragen. Demut alleine (was du ja durch das in die Knie gehen symbolisch an jenem Gartentag versucht hast) genügt zb nicht um Wut aufzulösen, da braucht es meist eine bewusste konkrete detailierte Vergebungsarbeit.
lg von Andreas
120. Alma schrieb am 19.9.2016:
Hallo Andreas,
vielem Dank für den Hinweis. Ja mein Bauch ist so ein Problem, auch habe ich Probleme mit Zähnknirschen, von daher könnte das mit der Wut stimmen. Ich mache Autogenes Training, spüre aber schon lange nicht mehr mein Sonnengeflecht, ich habe schnell ein Völlegefühl und sehe dann doppelt so dick aus wie sonst, werde richtig schwer und träge. Als Kind und Jugendliche war ich sehr dick, habe quasi alles in mich hereingefressen an Süßigkeiten, was ging bis zum Erbrechen. Jetzt bin ich aber normalgewichtig, aber meinen Bauch mag ich nicht.
Zu dem Tag: Ich habe im Haus meiner verstorbenen Tante gewohnt und dort den Garten gemacht. Mein Cousin hatte mir das Wohnen dort angeboten, da das Haus leer stand. Sie (Cousin und dessen Frau) haben mich sehr in der ersten schwierigen Phase mit meinem Vater unterstützt, aber zum Schluss hatten wir Streit. Ich habe mich sehr über die beiden geärgert. Dort herrscht oft eine extrem angespannte und explosive Stimmung, die von meinem Cousin ausgeht, der sehr selbstgerecht und aufbrausend auch entwertend sein kann. Aber auch ich musste mir Kritik angehören,die ich nur schwer hören konnte. Wir sind auch sehr gegensätzlich. Ich bin eher etwas träge, phlegmatisch, harmonisierend, Fisch mit Aszendent Stier. Mein Cousin ist Widder und das in Extremform. Ich war dankbar für seine Hilfe, gleichzeitig auch total wütend, gleichzeitig fasziniert von dieser Energie, fühlte mich aber auch abhängig. Mit der Gartenarbeit wollte ich meinen Dank für seine Hilfe beweisen, habe mich tatsächlich demütig gezeigt, aber mit einem Zähneknirschen und innerem Widerstand. Und richtig auf die Knie gegangen bin ich ja nicht.
Meine ganze Familie ist schwierig, finde ich, Wut war oft ein Thema. Mein Vater hat mich rasend gemacht, meine Mutter, meine Tanten. Es gibt extreme Wutanfälle meiner Schwägerin, mit der ich total im Streit liege.
Ich finde es aber eher befreiend, wenn ich einmal offen Wut zeigen kann und nicht alles "schlucke, mich unterwerfe und nur an die anderen denke. Zu viel in die Knie gehen, stelle ich mir auch nicht gut vor.
Hhhm, werde an dem Thema bleiben, beobachte jetzt öfters mein Zähne zusammen beißen und mein Bauch einziehen.
Vielleicht mache ich auch mal eine Familienaufstellung. Mein Opa väterlicherseits hat übrigens ein Bein bei einem Unfall unter Alkohol verloren. Sein Vater, also mein Uropa, ist aus einer fahrenden Lok gefallen und verstorben. Meine Oma väterlicherseits hatte Kinderlähmung.
LG Alma
121. Andreas schrieb am 22.9.2016:
Hallo Alma,
ja mit dem Zähneknirschen ist das Wutthema eindeutig. Es steckt also auch im Kiefer.
Ich finde es aber eher befreiend, wenn ich einmal offen Wut zeigen kann und nicht alles "schlucke,
ja - das befreit dich eine Weile von dem Wutdruck, weil danach muss sich die Wutenergie ja immer erst mal wieder neu aufbauen. Aber aufgelöst wird Wut dadurch natürlich NICHT. (Darum ist es eine Methode an der Psychiater gut verdienen). Du kannst auch in einen Krieg ziehen und Menschen umbringen, auch dies befreit eine Zeitlang von Wut. Aber auch da kommt die Wut wieder zurück.
Also du siehst schon, deine alte Methode mit der Wut umzugehen funktioniert nicht gut. Offensichtlich werden neue Wege gebraucht die deine Knie gehen können. Die alten Wege mögen deine Knie nicht mehr.. Sie zwingen dich etwas zu ändern und das ist gut, denn ansonsten würdest du ewig so weitermachen.
lg von Andreas
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