In vielen Richtungen esoterischer Traditionen ist es üblich, dass man einen neuen Namen erhält. Dieser neue Name wird oft Engelsname oder spiritueller Name genannt. Man erhält ihn meist auf einer Innenweltreise. Solche geführten Meditationsinnenweltreisen laufen im Prinzip fast immer nach dem Strickmuster ab, dass man sich zu einem inneren Meister oder Meisterin begibt, von welcher man dann den Namen gesagt bekommt. Konkret schaut das oft so aus, dass man sich innerlich auf eine Phantasiereise zu einem Berg macht, auf diesen Berg steigt und oben einem weisen Mann oder Frau begegnet, die dir dann den Namen gibt. Dieser innere Meister oder weise Frau symbolisiert dann dein Hohes Selbst und du kannst sie fortan auch zu anderen Themen befragen.
In indianischen Traditionen bekam man seinen spirituellen Namen meist in Traumvisionen. Beispielsweise wenn der Jugendliche zur Aufnahme in die Erwachsenenwelt sich für 40 Tage alleine in die Wildnis begab und den eigenen Träumen lauschte. Wenn er nun einen markanten Traum hatte mit beispielsweise einem weisen Adler, so wurde er fortan "Weiser Adler" genannt oder wenn er von einem schwarzen Büffel träumte, so wurde sein Erwachsenen-Name "Schwarzer Büffel". Diese Träume kamen also immer aus der Innenwelt des Betreffenden und sollten ihm helfen ein neues Leben aus seiner inneren Kraft heraus zu führen.
Im tibetischen Buddhismus beispielsweise, ist es Tradition, dass der Schüler von seinem Lehrer einen Zufluchtname oder später den Bodhisattvanamen erhält. Dabei geht der Lehrer so vor, dass er sich innerlich denjenigen Erleuchtungsaspekt, den der Schüler bereits am weitesten entwickelt hat, zeigen lässt, und nach diesem Aspekt wird er dann benannt. Innerlich wird dem Lehrer dabei ein Landschaftsbild gezeigt, wobei jeder Aspekt des Menschen als ein Hügel oder Berg dargestellt wird. So schaut der Lehrer in dieser inneren Landschaft einfach nach dem höchsten Berg oder Hügel und schon hat er den Aspekt, den der betreffende im Laufe seiner Leben am höchsten entwickelt hat. Das spirituelle Konzept dahinter ist, dass man über diesen, am weitesten entwickelten Aspekt, den Schüler am einfachsten zur Erleuchtung "ziehen" kann. Der Buddhismus hat ja keine starren Lehren, sondern Buddha selbst hat ja schon jedem Schüler individuell den Weg gelehrt, der für ihn passend war.
Was ist der spirituelle Sinn hinter solchen neuen spirituellen Namen / Engelsnamen ?
Wann immer wir uns spirituell weiterentwickeln müssen wir uns gleichzeitig von dem alten Bild trennen, welches wir von uns selbst haben. Da wir (und übrigens auch die anderen) unser Selbstbild sehr stark mit unserem Namen verknüpfen, kann es einen großen Effekt haben, wenn wir unseren alten Namen aufgeben. Unser Unterbewusstsein merkt dann, dass unser altes Selbst wirklich losgelassen werden soll und unterstützt uns dann entsprechend. Insbesondere bei den Indianern wurde damit der Eintritt ins Erwachsenenalter eingeleitet. So wurde diese neue Lebensphase mit einem neuen Namen, quasi wie eine Neugeburt gestartet. Allerdings, wichtig, sollte ein solcher Neustart immer mit einem "in Frieden kommen" mit dem Alten einhergehen. Bei den Indianern wurde dies mit Ritualen des Abstreifen des Alten unterstützt. Natürlich können wir unserer Vergangenheit nicht entrinnen, aber wir können mithilfe eines neuen Namens und dem damit einhergehenden neuen Selbstbildes unsere Vergangenheit aus einer neuen Sichtweise betrachten und so alles aus einem weniger verstrickten Sein heraus vergeben und loslassen. Man kann es also auch als eine Art Flucht bezeichnen, aus dem alten Leben heraus, um aus einem neuen sicheren Ort heraus mit allem seinen Frieden zu finden. Darum wird dieser neue Name im Buddhismus auch oft als Zufluchtsname bezeichnet.
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Kommentare
1. Sylvia schrieb am 09.12.2012: Ein schöner Artikel, sehr gut geschrieben. So etwas gefällt mir. Klar und schnörkellos und total gut verständlich.
Ich weiß von Leuten, daß sie glauben, ein spiritueller Name müsse von einem Lehrer oder Meister kommen. Aber das ist nicht immer notwendig.
Für viele Menschen, die schon einen gewissen Zugang zu ihrer inneren Weisheit haben, kommt irgendwann der Punkt, an dem sie selbst ihren spirituellen oder "Engelsnamen" empfangen.
Viele Grüße aus dem verschneiten Köln Sylvia
2. Peter schrieb am 14.3.2013: Es ist ein sehr interessantes Thema. Ich bin aber ein wenig andere Meinung. Jedes Mal, wenn wir auf dieser Welt wieder kommen, und uns entscheiden wieder zu inkarnieren, wählen wir einen Namen (Vorname). Es wird unsern Eltern (oder Betretungsperson) zugeflüstert", so dass es von der anderen Seite kommt. Und so ist unsere Name mit uns verbunden, aber vor allem mit der Aufgabe, die wir auf Erden zu erfüllen haben. Wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben, und eine neu Aufgabe bekommen. Wenn wir ZB in ein neues Land umziehen, ändern wir manchmal auch unseren Vornamen. Weil sich unsere Aufgabe auch ändert. Deswegen muss es meiner Meinung nach nicht unbedingt mit erwachsenwerden zusammenhängen. Viele Grüße Peter
3. Liz schrieb am 17.1.2023: Lieber Andreas, Ich habe eine Frage bezüglich sich mit dem eigenen Namen vorstellen. Ich arbeite seit kurzem im Einzelhandel und komme mit einer Unmenge von Menschen in Kontakt und (auch gern) ins Gespräch. Mittlerweile fühle ich mich komisch, mich mit meinem echten Namen vorzustellen und würde lieber einen Spitznamen oder einen anderen nennen. Es geht mir derzeit zu nahe, wenn mich die Kunden dann mit meinem Namen begrüßen,der Nachname ist mir aber auch fremd und es entspricht nicht meinem Wesen, mich siezen zu lassen. Meine Frage ist, warum? Und was macht es energetisch für einen Unterschied, einen Anderen- oder Spitznamen zu nennen, statt dem offiziellen?
4. Andreas schrieb am 17.1.2023: Hallo Liz, ja, wenn es dir dient damit schneller eine gute Atmosphäre zu erschaffen, warum nicht ?
Trotzdem solltest du aber inneren Frieden finden mit deinem Nachnamen weil er hat ja sogar auch etwas mit deinen Vorfahren zu tun usw..
lg von Andreas
5. Sinne schrieb am 21.1.2023: Hallo Andreas Ich lehne gewisse Namen, warum auch immer, ab - so könnte ich nie einen Partner haben, der Christian/ Stefan/ Michael heißt. Ist das nicht völlig oberflächlich?
Wenn man grundsätzlich sowas bei sich erkennt, muss man sowas auflösen oder nicht unbedingt, da es eigentlich keine wichtige Rolle spielt?
6. Andreas schrieb am 21.1.2023: Hallo Sinne, Da musst du dich einfühlen ob es dich so sehr behindert dass es den Aufwand wert ist es aufzulösen. Das heißt: Was für Botschaften bekommst du von deiner Seele, es aufzulösen ? Also angenommen du verliebst dich in jemanden der so heißt, dann wäre dies eine sehr direkte Botschaft der Seele dieses Thema anzugehen. Also herausfinden wie es entstanden ist und befrieden was dem zugrunde liegt.
lg von Andreas
7. Frank schrieb am 22.1.2023: Hallo Sinne, mir ist aufgefallen, dass die drei Namen die du angegeben hast, Kindern gegeben wurden, die so zwischen 1970-1978 geboren wurden. Vielleicht hat deine "Abneigung" mit einem (mehreren?) Menschen zu tun, die dieser Generation angehören. Und vielleicht hilft dir diese Idee/ dieser "Ansatz" beim Finden der Ursache. Alles Liebe! Frank
8. Michi schrieb am 05.4.2024: Hallo Andreas
Ich habe 2020 eine Namensänderung vornehmen lassen. Wieder auf meinen Geburtsnamen ( Nachname) Zurück- natürlich auf Anraten meiner damaligen Therapeutin- den ich mit 8/9 Jahren von meinem Stiefvater annahm. Da ich so heißen wollte wie meine Mutter. Jetzt bereue ich es irgendwie. Irgendwie ist beides verkehrt. Ich fühle mich mit keinem der beiden Namen wirklich verbunden . LG Michi
9. Andreas schrieb am 05.4.2024: Hallo Michi,
Du siehst, da ist so viel innere Unruhe und innerer Unfriede dass du noch nicht einmal mit deinem eigenen Namen im Frieden bist..
Darum setze dich einfach jeden Tag eine Stunde lang hin und übe es in Ruhe zu sein.
lg von Andreas
10. Abby schrieb am 08.12.2024: Hallo Andreas, man taucht ja mit jedem Familiennamen in das Energiefeld der Familie ein. Ich habe jetzt neulich gelesen dass ein ein Mann nie den Namen der Frau annehmen soll und die Kinder immer den Namen des Mannes haben sollen. Anders wäre es schlecht. Ich habe mich da eingefühlt aber für mich fühlt sich das nicht stimmig ein. Kann man denn das so pauschal sagen? Ich denke dass auch Männer ihr bisheriges Energiefeld verlassen dürfen. Und das auch Frauen das Recht haben mit ihrer Familie in ihrer Ahnenlinie zu leben. Was denkst du darüber? Liebe Grüße Abby
11. Andreas schrieb am 08.12.2024: Hallo Abby,
Ja, das ist die seitherige Tradition dass der Nachname der Vaterfamilie genommen wird, auch weil traditionell die Frau zur Mann-Familie gezogen ist. Allerdings in der heutigen Zeit haben diese Namen ohnehin schon längst ausgedient, wir leben schon längst in einer Zeit wo man sich viele seiner Namen selbst aussucht. Deine Namen die du auf whatsapp verwendest, oder Twitter oder Telegram oder zb deinen Webseiten Namen wenn du eine hast, den kannst du ja selber wählen und über diese definierst und stellst du dich ja auch hauptsächlich dar. Dadurch hat diese alte Namenstradition schon längst sehr viel von ihrer Dominanz eingebüßt, und wird dies sicherlich noch viel mehr tun in den nächsten Jahren.
Dass wir uns in immer mehr Bereichen unsere Namen selber wählen können ist Ausdruck dessen dass wir uns weniger über unsere Vorfahren definieren sollen, sondern dass wir uns selbst sein sollen, du bist dein eigener Gott/Göttin.
lg von Andreas
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