Artikel ID: 256           Kategorie: Sonstige

Engelsname

In vielen Richtungen esoterischer Traditionen ist es üblich, dass man einen neuen Namen erhält. Dieser neue Name wird oft Engelsname oder spiritueller Name genannt. Man erhält ihn meist auf einer Innenweltreise. Solche geführten Meditationsinnenweltreisen laufen im Prinzip fast immer nach dem Strickmuster ab, dass man sich zu einem inneren Meister oder Meisterin begibt, von welcher man dann den Namen gesagt bekommt. Konkret schaut das oft so aus, dass man sich innerlich auf eine Phantasiereise zu einem Berg macht, auf diesen Berg steigt und oben einem weisen Mann oder Frau begegnet, die dir dann den Namen gibt. Dieser innere Meister oder weise Frau symbolisiert dann dein Hohes Selbst und du kannst sie fortan auch zu anderen Themen befragen.

In indianischen Traditionen bekam man seinen spirituellen Namen meist in Traumvisionen. Beispielsweise wenn der Jugendliche zur Aufnahme in die Erwachsenenwelt sich für 40 Tage alleine in die Wildnis begab und den eigenen Träumen lauschte. Wenn er nun einen markanten Traum hatte mit beispielsweise einem weisen Adler, so wurde er fortan "Weiser Adler" genannt oder wenn er von einem schwarzen Büffel träumte, so wurde sein Erwachsenen-Name "Schwarzer Büffel". Diese Träume kamen also immer aus der Innenwelt des Betreffenden und sollten ihm helfen ein neues Leben aus seiner inneren Kraft heraus zu führen.

Im tibetischen Buddhismus beispielsweise, ist es Tradition, dass der Schüler von seinem Lehrer einen Zufluchtname oder später den Bodhisattvanamen erhält. Dabei geht der Lehrer so vor, dass er sich innerlich denjenigen Erleuchtungsaspekt, den der Schüler bereits am weitesten entwickelt hat, zeigen lässt, und nach diesem Aspekt wird er dann benannt. Innerlich wird dem Lehrer dabei ein Landschaftsbild gezeigt, wobei jeder Aspekt des Menschen als ein Hügel oder Berg dargestellt wird. So schaut der Lehrer in dieser inneren Landschaft einfach nach dem höchsten Berg oder Hügel und schon hat er den Aspekt, den der betreffende im Laufe seiner Leben am höchsten entwickelt hat. Das spirituelle Konzept dahinter ist, dass man über diesen, am weitesten entwickelten Aspekt, den Schüler am einfachsten zur Erleuchtung "ziehen" kann. Der Buddhismus hat ja keine starren Lehren, sondern Buddha selbst hat ja schon jedem Schüler individuell den Weg gelehrt, der für ihn passend war.

Was ist der spirituelle Sinn hinter solchen neuen spirituellen Namen / Engelsnamen ?

Wann immer wir uns spirituell weiterentwickeln müssen wir uns gleichzeitig von dem alten Bild trennen, welches wir von uns selbst haben. Da wir (und übrigens auch die anderen) unser Selbstbild sehr stark mit unserem Namen verknüpfen, kann es einen großen Effekt haben, wenn wir unseren alten Namen aufgeben. Unser Unterbewusstsein merkt dann, dass unser altes Selbst wirklich losgelassen werden soll und unterstützt uns dann entsprechend. Insbesondere bei den Indianern wurde damit der Eintritt ins Erwachsenenalter eingeleitet. So wurde diese neue Lebensphase mit einem neuen Namen, quasi wie eine Neugeburt gestartet.
Allerdings, wichtig, sollte ein solcher Neustart immer mit einem "in Frieden kommen" mit dem Alten einhergehen. Bei den Indianern wurde dies mit Ritualen des Abstreifen des Alten unterstützt.
Natürlich können wir unserer Vergangenheit nicht entrinnen, aber wir können mithilfe eines neuen Namens und dem damit einhergehenden neuen Selbstbildes unsere Vergangenheit aus einer neuen Sichtweise betrachten und so alles aus einem weniger verstrickten Sein heraus vergeben und loslassen. Man kann es also auch als eine Art Flucht bezeichnen, aus dem alten Leben heraus, um aus einem neuen sicheren Ort heraus mit allem seinen Frieden zu finden. Darum wird dieser neue Name im Buddhismus auch oft als Zufluchtsname bezeichnet.

 


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