Jeder Mensch ist ein Gott und ein Gott kann schon per Definition kein Opfer sein. Endgültig aussteigen kann ein Mensch aus der Opferrolle aber nur, wenn er dies anerkennt, dass er gar nicht das Opfer ist, es nie war und auch nie sein wird. Hierzu muss er aber erkennen, wie er sich seine Opferrolle überhaupt erschaffen hat. Erst wenn er erkannt hat, wie entweder sein aktives Tun, sein Fühlen oder sein Denken, das Geschehene erschaffen hat, kann er zurückfließen in sein göttliches Sein. Solange ihm dies nicht gelingt bleibt er in der Opferrolle beziehungsweise im Glauben, sein Schicksal hinge von anderen Personen, beziehungsweise deren Handlungen ab (=Abhängigkeitsprogramm).
Vereinfachend wird oft gelehrt: Wer vergewaltigt wurde, hat in diesem oder einem früheren Leben selbst vergewaltigt. Dies ist so zwar grundsätzlich richtig, weil alles was der Mensch aussendet, kommt irgendwann wieder zu ihm zurück. Jedoch macht der menschliche Geist keinen Unterschied zwischen "echter Vergewaltigung" und einer Vergewaltigung, die "nur" im Geiste stattfindet. So kann es sein, dass eine Vergewaltigung dadurch verursacht wurde, dass die Person in ihrem eigenen Geiste Anteile ihrer Selbst im übertragenen Sinne vergewaltigte.
Darum braucht jemand, der vergewaltigt wurde in seiner Heilarbeit nicht immer zurück gehen in frühere Leben. Oft genügt es bereits, zu schauen (und dann natürlich zu vergeben) inwiefern die Person in diesem Leben, eigene Anteile so stark unterdrückt hat, dass es quasi einer Vergewaltigung gleichkam. Jeder Mensch besteht aus vielen inneren Anteilen und sein Schicksal im Außen ist immer der Spiegel dieser inneren Anteile. Falls es sich bei der Vergewaltigung um sexuelle Vergewaltigung handelt, sollte man also zunächst diejenigen inneren Anteile betrachten, die mit Sexualität, also mit Berührung im Zusammenhang stehen (Sexualität ist die intensivste Form der Berührung).
Da gibt es diejenigen inneren Anteile, die Berührung erleben wollen, die Berührung spüren und fühlen wollen. Jeder Mensch hat eine Vielzahl solcher Anteile in sich.
Dem gegenüber stehen berührungs- und sexualitätsfeindliche innere Anteile. Diese können entstanden sein durch:
schlechte Erfahrungen und Erinnerungen aus der Vergangenheit
unbewusst von Eltern oder Vorfahren übernommen (Eventuell sogar auch durch wie in der Hellinger Lehre beschriebene Verstrickungen mit Vorfahren, das heißt, man erschafft sich Vergewaltigung aus unbewusster Solidarität mit einem Vorfahren, der oder die auch vergewaltigt wurde.)
In früheren Zeiten waren Schwangerschaften für Frauen oft lebensgefährlich, weil so viele Frauen im "Kindsbett" gestorben sind. Auch solche Todesangstprogramme können von früheren Generationen übernommen sein und entsprechend berührungsfeindliche innere Anteile bilden.
weitere innerlich wirksame Anteile können durch übernommene Tabus von der Gesellschaft oder gar durch übernommene Glaubenssätze oder Verboten aus Religionen entstanden sein.
Solche und noch andere Anteile können denjenigen inneren Anteil, der Berührung erleben will so stark unterdrücken, dass er sich wie vergewaltigt fühlt. Wirken solche gegensätzliche Anteile im Verborgenen können sich enorme Spannungen aufbauen, die dann auf der Gedankenkraftebene die Ursache sein können für in echt erlebte Vergewaltigungen, in denen sich dann plötzlich alles entlädt.
Man beachte, wie durch eine Vergewaltigung das Vergewaltigungsopfer oft viele seiner inneren Anteile plötzlich sozusagen unter einen Hut bringen konnte, ohne sie in irgendeiner Form transformieren zu müssen. Es konnte intensive Berührung erlebt werden, wenngleich gewaltsam. Und gleichzeitig muss man sich (insbesondere vor sich selbst) nicht rechtfertigen, dass man die eigenen berührungsfeindlichen Aspekte übergangen hat, denn man war ja "Opfer". Man konnte ja nichts dafür.. Die Opferrolle zu spielen (auch als sexuelles Opfer), ist ja in unserer Gesellschaft nicht verpönt. Im Gegenteil, Opfer zu sein, wird von den beiden großen christlichen Kirchen sogar als vorbildlich und erstrebenswert dargestellt. Wer einer Religion angehört, die das Bildnis eines nackten gefesselten Mannes anbetet, darf sich nicht wundern, wenn er oder sie selbst auch auf die eine oder andere Art Gewalt erlebt. Das Unterbewusstsein führt immer nur aus, was gewünscht wird. Der Mensch ist ein Gott, denn er ist für seine Gedanken (auch die unbewussten), selbst verantwortlich. Da ist niemand anderes, der sein Schicksal für ihn "erdenkt". Auch eine Vergewaltigung kann nicht geschehen, ohne dass die betreffende Person dies zuvor auf der geistigen Ebene durch die eigenen Gedankenkräfte verursacht hätte. Alles, was der Mensch der ein Gott ist, erlebt, ist immer durch eigene bewusste und unbewusste Gedanken verursacht.
Erst wenn neben dem Bewusstsein, das Opfer gewesen zu sein, auch das Bewusstsein, der Täter, also auf der geistigen Ebene der Verursacher der Opferrolle in der man drin war, gewesen zu sein, entstanden ist, erst dann ist Yin und Yang im Einklang. Ohne diese innere Opfer-Täter Gleichstellung ist eine Heilung auf der psychischen Ebene nicht existent.
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Kommentare
1. Eisvogel schrieb am 21.10.2021: Hallo Andreas,
mir begegnet dieses Thema bereits seit meiner Kindheit/Teeniezeit (bin jetzt 30). Mittlerweile ist es so, dass ich alle paar Tage sexuell belästigt werde (erst neulich hat ein Fremder vor mir sein Teil gerieben und ist mir paar Schritte hinter her gelaufen..), auch dass mir generell Fremde Männer oft hinterherlaufen und mir iwas hinterher rufen usw, manchmal geht das tagelang hintereinander dass mir ein Mann auflauert und mich dann anspricht, ... mittlerweile ist das echt an der Tagesordnung. Im Freundeskreis glaubt mir bald niemand mehr weil sich keiner vorstellen kann, dass das wirklich so oft passiert. Es wird mir dann vorgeworfen ich würde diese Männer anmachen oder anflirten, was sowas von absolut nicht der Wahrheit entspricht. Mich widert dieses Verhalten richtig an. Beim spazieren laufen schaue ich niemanden mehr an, da ich mal gehört habe dass das in die Augen schauen in manchen Kulturen als sexuelle Aufforderung gesehen wird. Eine Bekannte meinte ich solle das doch als Kompliment auffassen, dass die mir alle hinterherlaufen, aber ich wüsste nicht was an sexueller Belästigung und vulgärem Verhalten einer Fremden gegenüber ein Kompliment sein sollte. Auch in der Arbeit neulich spricht mich ein Kollege an vonwegen ich sei sicher auch so eine Versaute... was für ein Recht nehmen sich die Männer in meinem Umfeld raus so mit mir zu reden?! Und wie kann ich das beenden :-( ???
Verstehe ich das richtig, mir passiert das weil es in mir Anteile gibt, die ich selber stark unterdrücke? Es ist schon so, dass ich mich mit Nähe schwer tue und es nicht mag wenn mir jmd zu nahe kommt usw, mich z.b. ungefragt busseln möchte oder umarmt und nicht mehr loslässt, oder wenn man neben jmd sitzt und dann am Oberschenkel angefasst wird... ich dachte eher dass meine Ablehnende Haltung daher kommt weil ich ständig belästigt werde.
Grüße Eisvogel
2. Andreas schrieb am 22.10.2021: Hallo,
mal gehört habe dass das in die Augen schauen in manchen Kulturen als sexuelle Aufforderung gesehen wird
ja, das ist nur die halbe Wahrheit, weil über die Augen wird weitaus mehr kommuniziert. Zb viel wichtiger auch ob oder inwiefern man sich als Opfer der Situation fühlt. Wenn du dich in solchen Situationen aber als ein (gejagtes) Opfer siehst, dann wirst du dies auch ohne Augenkontakt körpersprachlich ausdrücken, und gerade darum erst recht solche niveaulosen Männer anziehen weil auch das Opferbewusstsein ist eben immer niveaulos. Es geht also für dich darum, dass du dich in solchen Situationen nicht mehr unwohl oder gar als Opfer fühlst. Die Seele führt dich ja gerade deswegen in solche Situationen, damit du üben kannst dich da eben nicht von schlechten Gefühlen (oder wie gesagt sogar von Opferbewusstein) überfluten zu lassen. Du wunderst dich ja dass sich
keiner vorstellen kann, dass das wirklich so oft passiert
ja, andere haben andere Lern- oder Übungsaufgaben für dieses Leben und natürlich kreiert deren Seele denen dann anderes.
Für dich geht es also darum in eine ganz andere innere Haltung bezüglich solcher Vorfälle zu gehen. Eine solche Mindsetveränderung kann zb darin bestehen dass du dich entscheidest in Zukunft in solchen Situationen voll und ganz in deiner Freude weiterhin zu verweilen. Dazu kann dann auch gehören dass du schlagfertiger reagierst, weil solche Sprüche wie:
ich sei sicher auch so eine Versaute
Solche Sprüche sind doch eine Steilvorlage für einen Konter. Solches Kontern kann man lernen, mir würde da zb spontan die Replik einfallen: "ja, ich bin so versaut, ich wälz mich jede Nacht mit Schweinen wie dir im Bett.." Wie gesagt das kann man lernen und nach so einem Spruch verlierst du dich nicht in der Jammerrolle (=Opferrolle) sondern hast die Lacher auf deiner Seite und freust dich dass du stattdessen kraftvoll reagiert hast und auch andere haben dadurch mitgekriegt dass du dich nicht "herunterziehen" lässt sondern dein Niveau (von Freude und Spaß) halten kannst anstatt in schlechten Gefühle zu versinken, was wie gesagt Opferrollen entspricht.
Es ist schon so, dass ich mich mit Nähe schwer tue und es nicht mag wenn mir jmd zu nahe kommt usw, mich z.b. ungefragt busseln möchte oder umarmt und nicht mehr loslässt, oder wenn man neben jmd sitzt und dann am Oberschenkel angefasst wird
ja, vielleicht sind genau dies deine Entwicklungsaufgaben und vielleicht wirft genau deswegen deine Seele dich in solche Situationen. Und ja, dies kann bedeuten dass es alte (evt verdrängte) frühere Vorfälle aus der Kindheit gibt wo du dich ebenso bedrängt gefühlt hast welche du für dich noch befrieden musst damit sie nicht immer wieder angetriggert werden. Zb auch dir selber vergeben dass du damals schlecht reagiert hast, also in dem Sinne dass du in schlechte Gefühle gerutscht bist oder ähnliches.
lg von Andreas
3. Lia schrieb am 11.2.2022: Ich bin irgendwie sehr sensibel beim Thema intim werden. Ich habe in meiner Kindheit nie ein Trauma erfahren und meine Eltern waren eigentlich auch neutral/offen für so Themen. In meiner letzten Beziehung gab es häufig mitten beim Geschlechtsverkehr einen Punk wo ich auf einmal erstarrt bin. Ich habe auf Berührung, anfassen, seine Blicke geachtet und habe mich gefühlt als würde ich gerade vergewaltigt werden. Ich gucke ihn dann schon an, aber kann nichts sagen und mich auch nicht bewegen. Dann bemerkt er es schon, weil ich Tränen in den Augen bekomme und ich ihn dann ganz fest umarme . Dann muss ich anfangen los zu heulen. Es ist nicht so das ich keine Lust habe, im Gegenteil. Es gibt aber oft mittendrinnen einfach das Gefühl als wäre ich ein Objekt und ich habe das Gefühl als wenn da irgendwas in mir geweckt wird, eine Erinnerung aber ich habe in diesem Leben nieee was in diesem Sinne erlebt. Die Beziehung läuft auch gut und es gibt keine Faktoren wo ich sagen kann, es ist Stress bedingt. Aber auch wenn es Stress wäre, würde man doch noch sagen können hier habe keine Lust mehr oder es über sich hingehen lassen. Ich fühle mich wie Dreck in dem Moment und fühle mich auch garnicht mehr wohl. Natürlich bin ich froh das mein Partner das kannte und er mich dann beruhigt hat. Ich kann mir das wirklich nicht erklären und das macht mir auch etwas zu schaffen.
Grüße Lia
4. Andreas schrieb am 11.2.2022: Hallo Lia, ja, da kannst du durchaus davon ausgehen dass du dies was du da fühlst in einem früheren Leben erlebt hast. Du kannst entweder mit fremder Hilfe eine Rückführung machen oder versuchen selbst an diese Erinnerung ran zu kommen und eine Vergebungsarbeit zu machen. Geh einfach (zb in einer Meditation) in dieses Gefühl was du da ja gespürt hast, zurück, und lass dir innerlich zeigen was für Erlebnisse aus früheren Leben da dran hängen. Dann formulierst du zu jedem Detail was dir innerlich gezeigt wird einen Vergebungssatz.
Was du konkret in einem solchen erstarrten Moment tun kannst ist bewusst tief zu atmen. Tiefes Atmen ist eine der einfachsten Möglichkeiten Angst und Panik aufzulösen. Außerdem löst das Atmen dich aus der Schockstarre (die ja durch eine unbewusste Erinnerung ausgelöst wird). Sage dies auch deinem Partner dass er dich in einem solchen Moment sofort dran erinnern soll tief weiter zu atmen. Mehr braucht er gar nicht tun, weil das Atmen unterstützt dein Energiesystem mehr dabei durch diese Erinnerung hindurch zu gehen als wenn er dich beispielsweise beruhigt (weil Beruhigung ja eine Ablenkung ist). Wenn er achtsam ist kann er es schon vorher erkennen und dich bereits in Phasen wo du anfängst flach zu atmen bereits erinnern tiefer zu atmen - mehr dazu hier.
lg von Andreas
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