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Vorbereitung auf den Tod

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Die gestellte Frage nach der Vorbereitung auf den Punkt wo das Physische verlassen wird, ist an sich sehr gut und dies unabhängig vom Alter der Person (der Übergang kann ja auch Jüngere treffen). Interessant ist aber die Oberflächlichkeit der Kommentare. Die Leute sind sich nicht bewusst, dass auch die Möglichkeit des Urteilens, d.h. der Nutzung des Gehirns und der Nerven überhaupt, ohne diese Struktur ganz anders ist und dennoch nachher nicht einfach aufhört. Dass irgend etwas ganz Nichtmaterielles - so etwas wie ein reines Kraftfeld - das Physisch zu Lebzeiten zusammenhält ist schon daraus ersichtlich, dass der Übergang vom Leben sehr kurz ist zum Zustand wo nur noch die Gesetze der Physik gelten. Vorher müssen im Leib also andere Gesetze gelten - eben die des Lebens. Manche nennen dies ‚Geist‘, aber das sind nur die Namen. Was nachher ist und den Gesamtrahmen betrifft, bedarf einer sorgfältigen Betrachtung und dies mit gedanklichen Mitteln. die über das heute Übliche hinausgehen. Dies sei hier kurz erläutert.
Zum gedanklichen Umgang mit den Zusammenhängen wäre zu bemerken, dass dieser unweigerlich durch Begriffe erfolgt (durch das, was begriffen wurde und geglaubt wird, was nicht abhängig ist von Sprache). Die Begriffe sind die Werkzeuge des Mentalen: mit ihnen lassen sich Vorstellungen ordnen. Das gilt auch in der Wissenschaft, und sie hat Probleme mit der Geistigkeit, weil keiner der nun üblichen Grundbegriffe (Zeit, Raum, Stoff, Kraft, Energie, Information, Naturgesetz, Theorie, Wissen, Erkennen, Subjekt, Objekt usw.) universell anwendbar ist. Das liegt daran, dass diese Begriffe noch eine empirische Färbung haben, nicht rein auf die Gesetzmässigkeit des Begreifens ausgerichtet sind.
Es ist zu bedenken, dass alle Begriffe anhand der Erfahrung gebildet werden – während das Handeln (mit Arendt: im Gegensatz zum Tun und zum Herstellen) der bewussten begrifflichen Steuerung bedarf. Begriffe haben also die besondere Eigenart, das Ergebnis von mentaler Tätigkeit zu sein (angeregt durch Erfahrung) und zugleich das Mittel, um die mentale und dann die physische Tätigkeit zu steuern (unsere Beweggründe sind inhaltlich bestimmt, also zumindest potentiell begrifflich zugänglich), womit die Pfade für neue Erfahrungen gewählt werden.
Diese Verschränkung von Ergebnis und Mittel wird leichter verständlich, wenn Erfahrung nicht nur als das Erleben von äußerlichen Phänomenen begriffen wird, sondern das Erfahren des eigenen mentalen Tuns und Handelns mit umfasst. Unter 'Tun' soll hier das eher passive Zulassen und unter 'Handeln' die vollbewusst-klare Tätigkeit verstanden werden – etwa mit Aristoteles und Thomas von Aquin gesprochen: 'intellectus passivus' versus 'intellectus agens'. Wenn der intellectus agens nicht abirren will, muss er Bezug nehmen auf die Ebene der Eigengesetzlichkeit der Sache, oder mit Plato gesprochen ihrer Idee: in episteme (vernünftigem Erkennen) statt bloß doxa (Meinung) oder gar pistis (Glaube an Wahrgemommenes).
Wer etwa sicher sein will, dass etwas Gesehenes ein Dreieck ist, hat letztlich keine andere Wahl als es zu vergleichen mit der Eigengesetzlichkeit des Dreieckseins. Das erfordert eine bewusste Aktivität, durch bloße Erinnerung oder Wortverwaltung lässt es sich nicht bewerkstelligen. Es ist kein Zufall, dass jeder Pfad einer systematischen Absicherung von Wissen über den intellectus agens verläuft, denn der intellectus passivus kann seiner Natur gemäß nicht die Beherrschung der Materie bieten, die für eine verlässliche Absicherung erforderlich ist. Damit ist noch nicht bestimmt, wie die Aktivität verlaufen soll, um erfolgreich zu sein: die Erreichung eines inhaltlichen Gleichgewichts zwischen Gedachtem und Faktum. Die in Anschlag gebrachte kategoriale Struktur bestimmt die Erfüllbarkeit dieses Kriteriums – von sehr elegant bis überhaupt nicht.
Das alles einigermassen kurz um zu sagen, dass die Natur oder das Wesen von Geistigkeit durch Geistigkeit im gedanklichen Vorgehen durchaus erreichbar ist - aber dafür muss die Ebene der alltäglichen Üblichkeit mit ihrer begrifflichen Vermischung zugunsten von vollständiger überwunden werden.
Das ist an sich bereits eine Vorbereitung auf den Tod.
Wichtig ist die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Tod als Prinzip und Sterben als Vollzug, als Vorgang. Das Prinzip des Lebens kann ohne das Prinzip des Todes nicht auskommen, weil das Lebendige sonst in seinen eigenen Erzeugnissen ersticken müsste. Es hätte keine Zukunft, da es in seiner Vergangenheit, in seinen Schlacken, gefangen bliebe. Um ein dynamisches Gleichgewicht der Erzeugnisse zu erreichen, muss alles erscheinende Lebendige zwischen Entstehen und Vergehen pendeln, durch Geburten und Tode schreitend. Als Prinzip muss der Tod keineswegs unangenehm sein. Der Tod ist als Seinsform die Dynamik der absoluten Machtlosigkeit. Das bedeutet nicht Ordnungslosigkeit. Es ist die Ordnung, in welcher sich alle Inhalte nur gemäß sich selbst in einem Bezug zueinander finden können. Diese Ordnung ist nicht nur erleidbar, sie lässt sich bei vollem Bewusstsein aufsuchen. Tod und Bewusstsein schließen sich nicht aus; sogar Selbst-Bewusstsein ist im Zustand des Todes möglich. Christen dürfen sich an Golgatha erinnert fühlen. In der Ordnung des Todes besteht totale Freiheit, totale Wahrheit, und totale Störbarkeit durch Neues (Leben).
Bedenkenswert ist, dass keine Lebensform den Tod als Prinzip fürchtet, wohl aber leidvolle Vorgänge des Sterbens. In Bezug auf das Leiden macht es einen großen Unterschied, ob der Tod durch Selbsterfüllung eintritt (durch vollständig erreichtes inneres Gleichgewicht; in der Zellbiologie bekannt als 'Apoptose' und kulturell als Erleuchtung, Initiation, usw.) oder durch einen äußeren Einfluss (vollständige Zerstörung des organischen Grundgleichgewichts; bei Zellen als 'Nekrose' bezeichnet). In vollständiger Selbsterfüllung sind die Begriffe so klar, das die denkende Instanz sich als ganze in die Machtlosigkeit (Tod) zurückziehen kann, wenn sie erkennt, dass ihr eine sinnvolle Zukunft verwehrt ist. Der Unterschied zwischen Tod und Sterben ist heuristisch hilfreich für das Begreifen, wird aber kaum je bedacht.
Besonders Vertreter der gängigen Naturwissenschaftlichkeit können sich stoßen am Auftreten von 'esoterischen' Features wie Chakras. Gewiss sind diese nicht greifbar wie viele postulieren. Skeptiker täten aber gut daran, sich zu überlegen, dass etwa auch Gesetze und Kräfte nicht physisch beobachtbar oder messbar sind – und dennoch für das klare Begreifenkönnen der Wirklichkeit gerade das begrifflich Konstitutive bilden. Entweder werden also auch Gesetze und Kräfte zum Esoterischen gezählt (aber dann muss die Ausgliederung inhaltlich bewältigt werden), oder der Gegensatz wird verlassen und der Gesamtzusammenhang einer ernsthaften Betrachtung zugeführt. In der Vorgehensweise sollte der zweite Pfad verfolgt werden, der auch den Umgang mit dem ersten zu klären hilft. Ob Wanderer auf dem zweiten Pfad einen Zugang finden zu Energieformen als Verbund von Gesetzen-mit-Kräften – wie es beispielsweise die Chakras oder das Gesamtkraftfeld einer lebendigen Entität sind – hängt von ihrer Bereitschaft ab, sich auf seriös hergeleitete universelle Grundbegrifflichkeiten einzulassen, die prinzipiell nicht der äußerlich-empirischen Beobachtung entstammen können, wenn sie die Intelligibilität verbürgen sollen. Auf solche Begriffe ist die äußerliche Empirie eigentlich ohnehin angewiesen, weil sie bekanntlich nicht immanent, d.h. mit ihren eigenen Mitteln, begründbar ist.
Wer sich für einen Ansatz interessiert, der diese Dinge klar zugänglich macht, kann ihn als Buch haben: "Systematische Ganzheitlichkeit" (2011); es ist eine Diss an der Uni Basel, online zu finden mit der Bezeichnung edoc.unibas.ch/1421

 
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